Selbsterkenntnisse – Veränderung beginnt immer in uns

Freedom background, community of people by the beach

Teil 4

Ich habe lange versucht diese Gefühle wie Angst, Wut, Niedergeschlagenheit, Unsicherheit oder Scham wegzudrücken. Doch heute weiß ich: Gefühle machen mich zum „Ich“, also akzeptiere ich sie mittlerweile einfach als Bestandteil meiner selbst. Ich toleriere sie, wenn sie mir gerade nicht in den Kram passen und versuche, mich mit ihnen zu arrangieren, einen Weg zu finden, mit ihnen umzugehen und mich mit ihnen weiterzuentwickeln. Meine Gefühle gehören zu mir und ich muss mich nicht dafür rechtfertigen!

Inzwischen habe ich für mich eine verlässliche Methode und funktionierende Strategien entwickelt, mit der ich meine Gefühle analysieren und die damit verbundenen Glaubenssätze, Verhaltensmuster und Schutzmechanismen erkennen und auflösen kann. Denn sie wollen mir immer etwas Wichtiges sagen.

Wie ein Mensch mit seinen Gefühlen umzugehen vermag, ist zum größten Teil Erziehungserfolg. Verhaltensweisen oder -Strategien, die man als Kind in der Urfamilie erlernt oder übernommen oder entwickelt hat, bleiben einem auch im Alter erhalten.

In meiner Umgebung wurden Probleme nicht offen thematisiert. Gefühle blieben verborgen, besonders die „Negativen(?)“. Konstruktive Auseinandersetzungen im zwischenmenschlichen Bereich habe ich nicht mitbekommen. Also habe ich mich auch mit meinen kontroversen Problemen irgendwann nicht mehr aufgehoben gefühlt, mich zurückgezogen, alles mit mir selbst ausgemacht. Damals hatte ich noch Freunde zum teilweise kompensieren, aber auch die verlor ich mit der Zeit, ganz besonders ab da, als ich durch einen Umzug in ein völlig anderes System, mein zu Hause verloren hatte. Wohin mit meinen Gefühlen, Träumen, Wünschen, Ängsten? Ich fühlte mich doch eh schon wie ein schwarzes Schaf. Von einem fremden Planeten. Doch mit dem Verlust meiner Freunde und der gewohnten Umgebung entwickelte ich gefühlt eine Identitätskrise und wurde zum Systemsprenger. In den Blog-Beiträgen erfahrt ihr mehr darüber: Krank vor Angst II – Connys Wandercoaching (connys-wandercoaching.de)

Ich habe heute begriffen, woher mein Umgang mit Gefühlen rührt, warum ich bin, wie ich bin. Und ich habe begriffen, dass ich für das Erlernen dieser (Mangel-)Strategien nicht verantwortlich bin, so wenig wie meine Eltern es damals waren. Aber ich habe begriffen, dass ich heute dafür verantwortlich bin, es anders zu machen, wenn ich mit meinen Gefühlen ernst genommen werden möchte – mit ihnen „ankommen“ möchte.

Wie ich auf Menschen zugehe, so spiegeln sie mein Verhalten wider.

Das erkenne ich am besten, wenn ich einen Menschen anlächle, denn meistens kommt dann ein Lächeln zurück. Das funktioniert auch bei allen anderen ausgedrückten Gefühlen. Angst führt historisch und biologisch bedingt entweder zu Angriff, Starre oder Flucht. Wut zu Zorn und Unsicherheit zu Verunsicherung, alles zusammen zu Unverständnis, wenn ich mich nicht mitteile. Das ist meine Verantwortung. Möchte ich verstanden werden, muss ich mich nicht rechtfertigen, aber um Verständnis werben, mich erklären wollen. Damit gebe ich meinen Mitmenschen die Gelegenheit mich verstehen zu können. Oder zumindest besser akzeptieren und tolerieren zu können. Und wenn nicht, sollen sie weitergehen.

Natürlich gibt es auch immer die Menschen, die nicht verstehen wollen, oder die versuchen meine emotionale Lage zu nutzen, aber das sind dann auch die Menschen, die für mein emotionales Gleichgewicht keine Rolle spielen (sollten)! Trotzdem: Jeder Mensch ist mein Lehrer!

Das Herz hat immer recht!

Habe ich Entscheidungen zu treffen, muss ich mir dessen bewusst sein. Bin ich mir unsicher, bin ich noch nicht so weit, eine Entscheidung zu treffen und muss mir diese Zeit nehmen, die ich bei wirklich wichtigen Angelegenheiten ehrlicherweise aber auch meist habe. Zeit ist der Schlüssel!

Dabei gibt es drei Faktoren: Der Kopf fummelt mit dem Verstand, der Bauch mit Lust und Laune (nicht zu verwechseln mit Instinkt!). Häufig stehen diese beiden Organe nicht unbedingt im Einklang und sie kämpfen ums Vorrecht. Doch recht hat nur das Herz. Es sagt mir früher oder später, was sich gut und richtig anfühlt. Dabei muss richtig nicht richtig bleiben, neue Situationen im Leben, neue Erfahrungen oder neue Einsichten können eine Entscheidung im Nachhinein natürlich falsch erscheinen lassen. Trotzdem erinnere ich mich dann daran, dass ich die frühere Entscheidung aus bestimmten Gründen getroffen habe, sie heute deshalb nicht anzweifeln muss, sondern eventuell eine neue Entscheidung zu treffen habe. So ist das Leben, es entwickelt sich eben immer weiter.

Und die Unsicherheit vor einer Entscheidung, die mich früher gelähmt hat, ist heute ein konstruktiver Begleiter, ein „Warnsignal“, das irgendwas noch nicht stimmig ist und ich noch etwas Zeit benötige. Wohin du auch gehst, dein Herz muss mitgehen!

Ein überzeugtes ICH vermag zu überzeugen!

Ich versuche heute also, Kopf Bauch und Herz irgendwie in Einklang zu bringen, lasse sie zuvor streiten und kann dann für mich richtig entscheiden! Das muss niemand sonst nachvollziehen können, weil niemand sonst „ich“ ist. Niemand hat meine Geschichte, meine Entwicklung, meine Wahrnehmung, meine Gefühle – MEIN ERLEBEN.

Bin ich jedoch überzeugt, kann ich dieses auch nach außen verkörpern, und das vermag durchaus zu überzeugen. Nicht von meinen Argumenten, aber von meiner gewonnenen Sicherheit. Mit Unsicherheit, wie oben schon erwähnt, verunsichere ich meine Mitmenschen, vergraule sie sogar, weil sie mich nicht (be-)greifen können. Oder ich gerate an die Menschen (ziehe sie vielleicht sogar an?), die meine Unsicherheit ausnutzen, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Macht über mich ergreifen. Und das weniger zu meinem als zu ihrem Wohl, weil ich mich in meiner Unsicherheit ihnen ergebe, in der Hoffnung, es täte mir gut, wenn ein anderer mir Entscheidungen abnimmt. Tut es aber eher selten, denn ich werde so zu einer Marionette, die sich immer mehr verliert und verheddert. Schicksal ist nicht, was passiert, sondern was man daraus macht.

Werde ich mir meiner Stärken und Schwächen bewusst gewahr, kann ich selbst mit ihnen umgehen und sie auch nach außen offenbaren, stärke ich andere Mitmenschen und ziehe auch genau solche Menschen an, die mit mir umgehen wollen. Weil sie akzeptieren können, dass ich mich akzeptiere, wer und wie ich bin. Stark und schwach, alles zu seiner Zeit, genau wie sie. Gleichberechtigt auf Augenhöhe!

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