Vom Festhalten und Loslassen

Teil 5

Der Menschheit Fluch ist, nicht zu erkennen, wann wofür der rechte Zeitpunkt gekommen ist! Und dabei doch eigentlich (Unwort!!!) so einfach. Für beides gilt: Sich bewusstwerden, woran man festhält oder was man loslässt. Und das eigene Leben als eine Aneinanderreihung von Gelegenheiten zu begreifen.

Festhalten ist einfach, manchmal auch anstrengend, bedeutet es doch die bekannte Beständigkeit, die dem Menschen Vertrauen gibt. Veränderungen bedeuten Unbeständigkeit, Unsicherheit vor dem Unbekannten, Neuem! Davor hat der Mensch im Allgemeinen Angst und mag das nicht!

Festhalten kann aber auch bedeuten, dass ich mich selbst einschränke, neue Möglichkeiten nicht wahrnehme, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, meine alten Ziele, Wünsche und Träume eben nicht loszulassen. Mir damit keinen Raum für notwendige Veränderung oder Anpassung gebe. Loslassen bedeutet nicht Fallen, sondern wieder aufstehen können!

Schließlich stellt sich diese Frage erst, wenn man dauerhaft unzufrieden oder gar unglücklich ist. Das alles mag für dich in deiner Situation vielleicht sachlich nüchtern klingen, aber ist die Seele eines Menschen nicht genau das? Bei allen emotionalen Wallungen, die man durchlebt, bei allen Schwierigkeiten, sich selbst in ein Gleichgewicht zu bringen, ist und bleibt die Seele doch genau das: sachlich nüchterne Wissenschaft! Eben nur noch nicht in Gänze durchforscht und damit doch ein Stück lebenswertes individuelles Chaos! Man muss nur den Mut haben, dieses Chaos leben zu wollen!

Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne schmiedest.

Warum vertraust du dir nicht selbst ein bisschen? Immerhin bist du bis hierhin gekommen!!! Wie du bist, weil du so bist! Leg deine Unsicherheit ab und zu beiseite, mute dich zu, und vertraue darauf, dass du ankommst. Und zwar bei den richtigen, die bzw. den du dann auch erkennen wirst. Woran? An seinem/ihrem ehrlichen Interesse AN DIR! So wie du bist, weil du so bist! Lass andere Menschen an deiner Seite deine Reisebegleitung sein, keine Reiseleiter!

Was mache ich also konkret, wenn mich meine Gefühle, die Ängste und Unsicherheiten mal wieder übermannen? Ich nehme sie erst einmal wahr, werde mir ihrer bewusst. Früher habe ich sie angezweifelt, bin ihnen nachgegangen, aber habe nicht erfahren können, warum sie plötzlich da sind. Heute weiß ich, dass sie einfach mit dazugehören. Zu mir! Also gebe ich mich ihnen hin, wenn sie es wollen, nehme mir diese ungeplante Auszeit für sie. Das ist anstrengend, weil der Alltag fortläuft, aber unterdrücken verschiebt diese Auseinandersetzung damit nur.

Mal brauche ich nur einen Tag. Manchmal auch zwei. Besonders nach einen Konflikt, der meine Emotionen und Ängste besonders stark getriggert hat. Aber dann versuche ich mich daran zu erinnern, dass ich ja noch lebe, nicht nur für diese Gefühle. Aber da ich sie schon als Teil von mir akzeptiert habe, muss ich jetzt nicht mit einem Fremden streiten. Ich versuche dahinter zu blicken. Was wollen sie mir sagen. Kommen sie auch einer vergangenen Zeit und erinnern mich an etwas? Stimmt JETZT etwas nicht und sie sagen mir das? Oder habe ich Angst vor dem, was auch mich zukommen wird?

Für die Analyse nutze ich eine Kombination aus verschiedenen Methoden und Übungen, die sich für mich als besonders stimmig herausgestellt haben. Ich habe mir eine persönliche Anleitung– Trigger-Kreisläufe-durchbrechen– erarbeitet, an der ich mich gut orientieren kann. Sie gibt mir einen groben Rahmen vor, in dem ich mich bewegen kann, um so Schritt für Schritt die Situationen und Gefühle aufzulösen.

Häufig sind die Antworten auf meine Fragen miteinander verknüpft, aber ich muss nicht anfangen, mein ganzes Leben infrage zu stellen. Erinnern mich die Emotionen an eine frühere Person? Gut, zu Recht, denn diese Person war ein Teil meines Lebens, gehörte zu meiner Geschichte dazu, wie ich selbst, hat mich in einigen Situationen und Stationen begleitet. HAT und WAR! Es gibt einen Grund, warum diese Person jetzt nicht mehr da ist. Ich nehme das Gute von ihr als schöne Erinnerung und gute Erfahrung. Das Schlechte daran nehme ich als Lehre für die Zukunft, aufzupassen und Dinge anders machen zu wollen.

Erinnern sie mich an meine Träume? Mag sein, aber Träume sind Ideen, manche erfüllen sich, manche nicht. Warum soll ich also von einem freien und unabhängigen Leben in einem Airstream träumen, wenn ich wahrscheinlich niemals mit einem Airstream die Welt bereisen werde? Auch im übertragenem Sinne. Es sind doch eher Lebensziele oder Visionen. Es geht aber eigentlich gar nicht so sehr um den Airstream, sondern um die Unabhängigkeit und dem Gefühl von Freiheit. Ich habe es heute selbst in der Hand, mir ein Abenteuer zu gestalten, welches mich mindestens genauso glücklich macht.

Oder verunsichern mich die Gefühle vor einer kommenden Entscheidung? Gut, dann sagen sie mir, ich bin noch nicht so weit, es ist noch nicht stimmig und ich muss weiter in mich hineinhören. Aber ich bleibe im Vertrauen, dass die Antwort kommt. Die Gefühle und Emotionen verlangen eine neue Entscheidung, weil gerade im Hier und Jetzt etwas nicht stimmig ist und einer Veränderung bedarf. Ich weiß zwar noch nicht, was danach sein wird, aber ich weiß: Der jetzige Zustand wird geändert, und das ist GUT. Denn er macht mich jetzt unzufrieden oder sogar unglücklich. Ich will Veränderung. Danke Gefühle, dass es euch gibt. Nicht immer einfach mit euch umzugehen, aber ihr seid meine Lebenshelfer, bei aller Vernunft und allem Bauchgefühl, ihr zeigt mir meinen Weg. Auch manchmal schmerzhaft.

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