Teil 3
Wenn sich eine Tür geschlossen hat, sollte ich aufhören, an ihr zu rütteln oder an dem dahinter verschwundenen festzuhalten. Ich muss loslassen (sein lassen) können. Loslassen bedeutet jedoch nicht Verlust, sondern Abschied. Niemand nimmt mir die Erinnerung daran. Und warum sich nicht erinnern? Das darf man mit gutem Gewissen, wenn es das eigene Leben oder das von anderen nicht zu sehr beeinflusst, Stellung bezieht oder gar vergleicht.
Erinnerungen begleiten einen ein Leben lang, verschwimmen, verblassen und kommen plötzlich wieder. Sie helfen, Vergangenes aufzuarbeiten, Neues zu verstehen und daraus zu lernen. Loslassen ist für mich damit zu einem Akt des Fortschrittes, nicht zu einem des Verdrängens oder Vergessenes geworden. Ich lasse los, und die Erinnerungen an das Vergangene erhalten Einfluss, aber keine Kontrolle über mich.
Ich wurde mal gefragt, ob Todestrauer wie Liebeskummer sei. Nicht in meinen Augen, wenngleich es sich im ersten Augenblick so anfühlen mag. Trauer und Erinnerungen mögen sich gleich anfühlen, aber der Tod eines nahen Menschen ist endgültig, durch eine von mir nicht beeinflusste oder beeinflussbare Situation eingetreten.
Momente mit meinem besten Freund, werde ich nie mehr bekommen, die ich heute aber noch gerne hätte oder manchmal auch bräuchte, und diese Momente können auch durch niemanden ersetzt werden. Liebe nach einer Trennung bleibt einige Zeit, vergeht dann aber meist, und irgendwann kann ein anderer Mensch tatsächlich diesen Platz einnehmen. Vielleicht nicht genau denselben, aber doch irgendwie den gleichen.
Das klingt zwar irgendwie bitter, aber so ist es doch, Liebe kann ersetzbar sein, wenn man bereit dazu ist. Eine Vielzahl „zweiter“ glücklicher Ehen können da nicht täuschen. Aber ich denke, der Weg mit der Trauer und den Verlust in beiden Fällen umzugehen, ist derselbe. Sich erinnern, aber den Menschen an den Platz in seinem „JETZT“ zu geben, der ihm/ihr wirklich gehört. Als Erinnerung, als Teil der eigenen Vergangenheit. Als mittelbarer Einfluss auf das eigene Leben, in dem man aber jetzt selbst bestimmt, wie es mit einem weitergehen soll. An der Erinnerung festhalten, von dem Menschen aber loslassen.
Glück und Schmerz werden auf der Reise durch das Leben ständig dabei sein. Mal als Konkurrenten, mal als Ratgeber, mal als Freunde. Sie gehören dazu.
Die zwei Seiten derselben Medaille, die man immer in der Hand hält. Genauso wie ich das Glück, ob groß oder klein, bewusst wahrzunehmen versuche, mich freue über die Dinge, die kommen. Ich versuche mich nicht zu sehr zu grämen, über die Dinge, die nicht kommen oder einen Verlust als Folge von Ereignissen wahrzunehmen. Bewusst. Dabei habe ich gelernt, meinen Gefühlen ihren Lauf zu lassen, sie kommen eh, ob mir das gefällt oder nicht. Und das gilt besonders für die Trauer. Egal, ob ich das gerade brauchen kann oder haben will. Ein Wegpacken oder Weglaufen oder Wegdrücken und Ignorieren, verzögert nur alles, denn einer Welle schwimmst du ja auch nicht davon. Sie überrollt dich früher oder später. Hinnehmen in Form von Akzeptanz. Toleranz. Warum sollte etwas anderes gelten als für das Glück? Und auch, wenn es für alles einen Grund und eine Erklärung gibt, muss ich nicht alles verstehen müssen, es reicht, wenn ich es wahrnehme und begreife.
Das konnte ich lange nicht (mehr), weil ich irgendwann mein Zuhause und damit auch ein großes Stück meines Selbstverständnisses verloren habe. Ich musste die Fähigkeit, mich selbst und damit auch mein Umfeld zu begreifen, erst wieder (er)lernen. Was ich gelernt habe, war ein sehr schwieriger, schmerzvoller Prozess, und was hier gleich folgt, habt ihr alles schon mal auf ähnliche Weise erfahren oder von anderen Menschen gehört.
Ein Mensch hat Gefühle, sie anzunehmen ist einfacher, als gegen sie anzukämpfen!
Alles, wogegen ich angekämpft habe, kostete mich unendlich viel Energie und Kraft. Diese hätte ich aber benötigt, um die Säulen meines alltäglichen Lebens instand zu halten oder gar weiter aufzubauen. Während ich also verzweifelt einen Weg gesucht habe, das Warum dafür zu erkennen, die Gefühle wegzuschieben und immer wieder zu unterdrücken, sind meine Säulen immer weiter auseinander- und irgendwann komplett zusammengebrochen. Irgendwann hatte ich nur noch Baustellen, in mir und um mich herum, und ich habe mich im Kreis gedreht und Flickwerk betrieben, Mängelverwaltung – ein Teufelskreis! Meine Gefühle haben die Kontrolle übernommen und ich befand mich inmitten meines Kriegsschauplatzes. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, folge diesem Link: Über mich – Connys Wandercoaching (connys-wandercoaching.de) Oder schau nächste Woche wieder rein. Dann folgt Teil 4 meiner kleinen Klugschnackereien.